Geschichte

Die Kammerphilharmonie der Universität Stuttgart blickt auf eine fast 40-jährige Geschichte zurück

Die Gründung des Kammerorchesters

Im Sommer 1980 bot eine kleine Gruppe von Studierenden, die zusammen das 4. Brandenburgische Konzert von J. S. Bach einstudieren wollten, dem damaligen Maschinenbaustudenten Dirk Strassacker an,die Leitung der Proben zu übernehmen. Da jedoch die Vorstellungen der einzelnen Gruppenmitglieder sehr stark auseinandergingen, war keine kontinuierliche Arbeit möglich. Daraufhin fasste Strassacker den Entschluss, mit einem Teil der Gruppe und einigen neuen Leuten ein eigenes Ensemble zu gründen. 

Die Suche nach einem Proberaum gestaltete sich schwierig. Der Weg für Studierende zu einem Raum in der Universität ist mit zahlreichen Formularen gepflastert und das Studentenwerk wollte Räume gar nur gegen Bares vermieten. Glücklicherweise fand sich in Prof. W. Degen, dem damaligen Vorsitzenden des Senatsausschusses für das Studium Generale, ein früher Fürsprecher, der sich dafür einsetzte, dass die junge Musikgruppe bereits im Sommersemester 1981 unter das Dach des Studium Generale schlüpfen konnte. Dies erleichterte zwar vieles, es blieben aber immer noch etliche organisatorische und bürokratische Probleme zu lösen. Einen wichtigen Freund fand das Orchester im leider früh verstorbenen damaligen Rektor, Prof. H. Zwicker. Er war vom ersten Auftritt des Orchesters an der Uni im Februar 1982 so begeistert, dass er gleich nach dem Konzert hinter die Bühne stürmte, um alle Mitspieler zu beglückwünschen.

Orchesterarbeit

In den ersten Semestern nach Gründung des Orchesters wuchs die Mitgliederzahl rasch, und es gesellten sich zu den Studierende und Mitarbeitern der Universität auch Studierende anderer Stuttgarter Hochschulen, etwa der Musikhochschule, der Kunstakademie, der Fachhochschule für Bibliothekswesen und der Universität Hohenheim.

Die bunte Mischung der vertretenen Fachrichtungen ist bis heute erhalten geblieben, auch wenn die Personen gewechselt haben. Sie sorgt oft für interessanten Gesprächsstoff auch über das Musikalische hinaus. Viele Mitglieder bleiben dem Orchester auch über ihre Studien- und Assistenzzeit hinaus treu.

Aus dem Orchester heraus entwickelten sich zahlreiche Aktivitäten. Im Frühjahr 1983 waren ein Bläserquintett und ein Streichquartett des Orchesters Gast in der École Normale Supérieure in Paris, zwei Jahre darauf ging erstmals das ganze Orchester auf eine größere Reise. Sie führte über Paris und London in die Stuttgarter Partnerstadt Cardiff (Wales).

In den darauffolgenden Jahren wurden weitere Kontakte zu anderen in- und ausländischen Ensembles gepflegt. Seit 1988 fanden Konzertaustausche mit dem Orchester der Universität Wien, dem Collegium musicum der TU Chemnitz und dem Chor der Pädagogischen Hochschule Tschenstochau (Polen) statt. Im Februar 1992 folgte eine Reise zum Orchester der TU Dresden. Der Höhepunkt des Sommers 1997 war eine Reise zum Europäischen Orchestertreffen nach Leiden und Den Haag (Niederlande). Im Frühjahr 2005 folgte eine weitere Konzertreise nach Nantes (Frankreich), mit anschließendem Gegenbesuch des symphonischen Orchesters der Universität Nantes in Stuttgart.

Das Programm bestand in der Anfangsphase vor allem aus Kompositionen des Barock und der Frühklassik. In den folgenden Jahren wurden auch zahlreiche Werke der Wiener Klassik und der Moderne sowie einige Werke der Romantik erarbeitet. Besonders interessant waren Stücke zeitgenössischer Komponisten, beispielsweise der "Traumtanz" für Schlagzeug und Orchester von Martin-Christoph Redel, bei dem der Komponist selbst den Solopart übernahm. Anfangs wurden die Programme weitgehend basisdemokratisch zusammengestellt; alle Mitglieder einschließlich des Dirigenten hatten gleiches Mitspracherecht. Inzwischen übernimmt eine Kommission aus Vertretern aller Stimmen sowie dem Dirigenten die Programmauswahl.

Als Solisten treten immer wieder Mitglieder des Orchesters auf. Meist werden jedoch Studierende, gelegentlich auch Professoren der Stuttgarter Musikhochschule engagiert; Höhepunkte waren die beiden Konzerte zum 20. und 25. Jubiläum des Orchesters mit dem Klavierduo Stenzl (ARD-Preisträger 1986). Mehrfach wurde das Orchester von der Musikhochschule zur Begleitung von Abschlussprüfungen der Solistenklassen engagiert. 

Seit dem berufsbedingten Wegzug seines Gründers Dirk Strassacker leitet zuerst Marcin Dobrzanski und dann Olivier Pols das Ensemble. Ihm folgte Johannes Zimmermann. Aktuell ist Emilia Schneider Dirigentin der Kammerphilharmonie (vormals Kammerorchester). 

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