Cyanotypie (Blaudruck)

Ein altes Edeldruckverfahren
[Foto: Arbeitskreis Photographie]

Anna Atkins "Algae" (Cyanotypie)
Eine Cyanotypie aus Anna Atkins’ Buch British Algae: Cyanotype Impressions von 1843

Die Cyanotypie ist ein auf Eisen basierendes fotografisches Edeldruckverfahren, welches 1842 vom englischen Astronom und Naturwissenschaftler Sir John Herschel entwickelt wurde.
Bekannt wurde das Verfahren allerdings erst durch die britische Naturwissenschaftlerin Anna Atkins, die Farne und andere Pflanzen mit diesem Verfahren dokumentierte.

 Ammoniumeisen(III)citrat
Ammoniumeisen(III)citrat
Rotes Blutlaugensalz
Rotes Blutlaugensalz

Für die Cyanotypie wird Papier mit einer Lösung aus Kaliumhexacyanidoferrat(III) (Rotes Blutlaugensalz) und grünem Ammoniumeisen(III)citrat beschichtet. Diese Mischung ist lichtempfindlich und bildet unter UV-Einwirkung den wasserunlöslichen Farbstoff Preußisch Blau. Ein Negativ oder ein beliebiger schattenwerfender Gegenstand wird auf das beschichtete Papier gelegt und mit UV-Licht belichtet (z.B. an der Sonne). Unbelichtete Bereiche bleiben wasserlöslich und können nach der Belichtung einfach ausgewaschen werden. Da die Belichtungszeit bei normalem Tageslicht im Bereich von 30 min bis wenige Stunden liegt, kann der Prozess problemlos ohne Dunkelkammer durchlaufen werden. Um die Belichtungszeit auf wenige Minuten zu reduzieren bietet sich der Einsatz einer künstlichen UV-Lichtquelle an, z.B. ein Decolleté-Bräuner. Das verwendete Papier sollte nicht zu dünn sein, damit es sich nicht wellt und eine schöne Oberflächenstruktur behält (z.B. Aquarellpapier). Neben Papier eignet sich prinzipiell jeder saugende Untergrund, wie Holz, Stoff,...

Der Photo-AK beteiligt sich am jährlichen Tag der Wissenschaften der Universität Stuttgart. Um den Besuchern einen Einblick in das Spektrum der Arbeiten des Photo-AK geben zu können bauen wir vor Ort ein kleines Fotostudio auf, indem sich Besucher von uns fotografieren lassen können. Dieses Bild wird dann in ein Schwarzweißbild konvertiert, zum Negativ umgewandelt und auf Transparentfolie gedruckt. Von diesem Negativ machen wir dann einen Abzug mittels des oben beschriebenen Cyanotypie-Verfahrens, den die Besucher im Anschluss mitnehmen können: Das Negativ wird auf ein zuvor beschichtetes Papier gelegt und beides wird in einen sogenannten Kontaktrahmen, einen Bilderrahmen bei dem die Hintergrundplatte gleichmäßig gegen die Glasscheibe gedrückt wird, gespannt. In diesem Rahmen wird das Bild dann für einige Minuten mithilfe eines Decolleté-Bräuners belichtet.

Nach dem Belichten sind die im Negativ hellen Bereiche braun-grün verfärbt, während im Negativ dunkel erscheinende Bereiche blau bis blau-grün erscheinen. Das Bild ist in diesem Zustand zwar "entwickelt", aber nach wie vor ist die Beschichtung lichtempfindlich. Fixiert wird das Bild nun durch Wässern in normalem Leitungswasser, wobei die unbelichteten, wasserlöslichen Reste der Beschichtung ausgewaschen werden, und die belichteten, wasserunlöslichen Bereiche zu einem satten Cyan auswaschen. Dieser Farbton dunkelt unter Sauerstoffeinwirkung noch etwas nach, ist dann aber licht- und wasserstabil und man erhält einen dauerhaften Abzug des ursprünglichen Fotos.

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